x
 
  inducks.org  
Logo
Hauptseite INDUCKS Comic-Serien Suche Links
  Interview mit Robert Klein  

Robert Klein ist ein US-amerikanischer Autor und arbeitet unter anderem für den holländischen Disney-Verlag VNU aber auch an Non-Disney Projekten, zum Beispiel mit Jan Gulbransson. Dieses Interview wurde im Jahr 2000 geführt.

Rob, du bist Comicautor und sagst von dir selber, dass du noch nicht gut genug fürs Zeichnen bist. Ist dein Ziel, später auch zu Zeichnen oder bleibt es beim Schreiben?

Letztendlich möchte ich Geschichten mit Donald Duck und Onkel Dagobert schaffen, bei denen ich alle Schritte der Produktion selber ausführe, vom Entwurf der Geschichte über das Schreiben der Dialoge und das Zeichnen der Skizzen für das Layout. Also alles, was ich jetzt auch schon tue, dazu aber noch das Erstellen der fertigen Zeichnungen und diese dann zu tuschen. Deswegen bin ich auch in meinen 40ern auf eine Zeichenschule gegangen und besuche in meinen 50ern immer noch eine Schule für Zeichentrickfilme. Ich werde an meinem Zeichnen bis zu dem Tag weiterarbeiten, an dem ich entweder den Stift nicht mehr halten kann oder ich blind bin. Obwohl mich letzteres nicht unbedingt zum Aufhören zwingen muss: Der Däne Rune Kidde zeichnet auch nach seinem Erblinden weiterhin Cartoons.

Wenn mich nie ein Herausgeber von Disney Comics für das Erstellen der fertigen Zeichnungen anstellt, werde ich trotzdem glücklich sein, weiterhin Stories zu schreiben und die Layout-Skizzen zu zeichnen. Das ist sehr zufriedenstellend für einen Zeichner. Ein guter Layout-Zeichner ist in der Tat auch ein Zeichner, nicht nur ein Autor, wie es immer in den Credits angegeben wird. Es gibt zwar Autoren, die auch grobe Skizzen anfertigen, weil dies bei VNU fürs Einreichen einer Geschichte Bedingung ist, und die nicht sonderlich gut zeichnen können. Viele Autoren, die nicht in den Credits fürs Zeichnen erwähnt sind, sind aber hochqualifizierte und extrem talentierte Zeichner.

Ein tolles Beispiel dafür ist Jan Kruse von VNU. Er hat hunderte exzellente Geschichten geschrieben, die so tadellos angelegt sind, dass ein qualifizierter Zeichner weder Stellung der Figuren, noch Perspektiven oder Haltungen zu ändern braucht. Er und andere ähnlich begabte Autoren könnten ohne Probleme fertige Zeichnungen erstellen, aber sie haben sich dazu entschieden, sich auf das Schreiben und Entwickeln von Geschichten sowie das Layout der Seiten zu beschränken. So können sie viel mehr Geschichten produzieren. Trotzdem beinhaltet ihre Arbeit immer noch die beiden Hauptelemente, die einem Zufriedenheit auf der kreativen Ebene im Cartoonbereich geben: Erstens sich eine Story aus dem Nichts auszudenken und zweitens sie durch Zeichnungen zum Leben zu erwecken. Das liebe ich an dieser Arbeit und das ist auch der Grund, warum ich meine frühere, sehr lukrative Karriere aufgab, sogar auf das Risiko hin, eventuell für den Rest meines Lebens mit wenig auskommen zu müssen.

Vielleicht schreibe und zeichne ich am Ende Geschichten mit meinen eigenen Charakteren. Falls mir der Sprung zum Disney-Zeichner nicht gelingen sollte, könnte ich diese Alternative ergreifen. Ich könnte vielleicht sogar jetzt schon für weniger strenge Verleger die fertigen Zeichnungen erstellen. Wenn ich jedoch einmal irgendwelche Figuren tuschen will, muss ich noch viel üben.

Autoren haben es meiner Meinung nach schwerer als Zeichner - sie müssen sich nämlich erst einmal eine Story ausdenken...

Ich weiß nicht, ob das Zeichnen oder das Schreiben einer Geschichte schwieriger ist, oder was mehr Arbeit macht. Dies sind zwei völlig verschiedene Bereiche, für die unterschiedliche Fähigkeiten nötig sind. Für beides braucht man viel natürliches Talent und Fertigkeiten, die man durch viel Lernen und viel Praxis weiter entwickeln muss. Um eine gute Geschichte zu schaffen, müssen beide Elemente von hervorragender Qualität sein. Ich erinnere mich an gut geschriebene Stories aus den späten 40ern, von den schlechten Zeichnungen hingegen war ich sehr enttäuscht. Ich wünschte, Barks hätte sie gezeichnet. Dasselbe gilt für einige Cover-Zeichnungen. Die Gags gefielen mir sehr gut, aber die Qualität der Zeichnungen war sehr enttäuschend. Ich wünschte, Barks hätte sie gezeichnet. Ich erinnere mich auch noch an Stories aus den späten 50ern und sehr frühen 60ern, die Barks gezeichnet aber jemand anderes geschrieben hatte, wie z.B. "Daisys Tagebuch" oder "Grandma Duck's Farm Friends". Im Vergleich zu Barks eigenen Geschichten waren sie sehr schlecht. Ich wünschte, er hätte lieber 120 Seiten mit eigenen Geschichten gezeichnet, sodass wir mehr von seinen besseren Geschichten für die Nachwelt hätten.

Man braucht viel Kreativität und es macht viel Mühe, sich eine gute Story auszudenken, die sich zu erzählen lohnt, und diese dann gut zu strukturieren. Es ist eine Kunst, interessante, starke Geschichten zu schaffen, die Reizvolles, Spannung und Relevanz für das Leben des Lesers mit Humor mischen. Dies wird mit den Jahren zunehmend schwieriger, da die Anzahl der gedruckten Geschichten immer mehr ansteigt. Von den Autoren wird erwartet, dass sie ständig mit neuen und unterschiedlichen Ideen ankommen, damit man sich nicht wiederholt. Viele oder die meisten Autoren haben außerdem einige qualitativ hochwertige Geschichten in sich, die auf ihren eigenen Erfahrungen beruhen, sowie einige in jugendlicher überschwenglichkeit von Herzen kommende Botschaften, die sie der Welt mitteilen möchten. Wenn diese schließlich aufgebraucht sind, und das ist normalerweise relativ früh in ihrer Karriere, wird es sehr schwierig, auf dieser hohen Qualitätsstufe weiter zu schreiben. Glücklicherweise werden die Fähigkeiten des Autors beim Entwickeln der Geschichten immer besser und helfen so, die geringer werdende Qualität neuer Ideen auszugleichen. Diese Effekte waren auch in Carl Barks' Karriere klar zu erkennen.

Andererseits erfordert das Zeichnen von Geschichten ein extremes Maß verschiedener Fertigkeiten. Viele davon sind dieselben, die im Filmgewerbe und in der Malerei benötigt werden. Die Gestaltung der Inszenierung, um Stimmungen zu erzeugen; Dicke und Schwung der Linienführung beim Tuschen, um Breite, Tiefe und Lebendigkeit zu schaffen; das sind entscheidende Punkte.

Ebenso bestimmt die Verwendung von Weite oder Enge, Licht und Schatten, Perspektive und Blickwinkeln die Atmosphäre und den Standpunkt des Betrachters. Genauso entscheidend sind Körperhaltung und Bewegung, um Handlung und physischen Aspekten Ausdruck zu verleihen, und vor allem die Mimik, um Gemütszustände auszudrücken. Man benötigt viele, viele Jahre um diese Fertigkeiten zu perfektionieren. Viele der klassischen Disney-Comic-Zeichner wie Barks, Gottfredson, Taliaferro und Jippes haben viele Jahre damit verbracht, ihr Handwerk zu üben. Das zeigt sich sehr deutlich darin, dass es ihnen in ihren Arbeiten gelungen ist, Lebendigkeit zu erzeugen. Sie springt dem Leser förmlich ins Auge. Wie bei einem guten Film wird der Leser aus seinem Hier und Jetzt in eine andere Welt mit ihrem eigenen Leben hinein versetzt. Das macht die große Anziehungskraft dieses Mediums für die Fans und die Attraktivität dieser Karriere für die Kreativen aus: "Sich Geschichten auszudenken und sie durch Zeichnungen zum Leben zu erwecken".

Ich denke, Schreiben und Zeichnen sind gleich wichtig, um gute, "sich lohnende" Comic-Geschichten zu schaffen. Ich würde mir jedoch viel lieber eine fürchterlich geschriebene oder "unwürdige" Geschichte ansehen, die von einem hoch talentierten Zeichner umgesetzt wurde, als eine starke, sehr gut geschriebene aber dafür schlecht gezeichnete Geschichte. Ich glaube, dass für mich die Zeichnungen etwas wichtiger sind.

Als Autor von Comics muss man ziemlich einfallsreich und kreativ sein. Woher bekommst du die Ideen für deine Geschichten? Persönliche Erlebnisse oder von Büchern?

Die meisten Ideen für meine Geschichten stammen aus meinen eigenen Lebenserfahrungen. Ich kann jetzt, mit über 50, viel besser Beobachtungen und Erfahrungen aus meinem bisherigen Leben umsetzen, als wenn ich in meinen Zwanzigern versucht hätte, Geschichten zu schreiben. Ich weiß jetzt viel mehr über die menschliche Natur, da ich viel mehr interessanten, verrückten und bizarren Menschen begegnet bin. Ich bin auch viel in der Welt umher gereist und habe in vielen verschieden Gesellschaftsformen gelebt. Es ist aber auch so, dass ich viele Ideen aus dem ziehe, was ich gerne von Barks gesehen hätte. Zum Beispiel denke ich oft darüber nach, wie man die gewohnten Charaktere erweitern oder sie komplexer machen könnte. Ich möchte sie vielseitiger machen, damit man mehr von ihren Einstellungen und ihren Eigenheiten sieht. Donald ist um so liebenswerter geworden, je mehr sein Charakter ausgebaut wurde.

Ich habe eine Geschichte geschrieben, in der Franz Gans einer jungen Frau den Hof macht, damit er in der Bäckerei ihrer Familie arbeiten kann. Diese Geschichte versucht, Franz einmal bei etwas anderem zu zeigen, als beim Faulenzen, wie er sich vor der Arbeit drückt oder wie er sich mit Essen vollstopft. Er kommt schließlich ohne Freundin glücklich zu Oma Ducks Bauernhof zurück. Aber der Abwechslung halber ist es nett, ihn einmal als Schwerenöter umher tappen zu sehen. Ich wollte auch die Hauptcharaktere in neuen Situationen sehen. In meiner Geschichte, in der Donald ein Sumoringer wird, ließ ich ihn sehr dick werden. Das komische Potential dieses Sports und Donalds Versuch, in seiner Selbstüberschätzung Dinge zu tun, zu denen er nicht gar nicht fähig ist, ergeben zusammen mit seiner Faul- und Trägheit und Daisys Missbilligung eine interessante Situation. Dass Donald aus seinem "Problem" etwas Positives macht und ein Sport- Champion wird, ist eine interessante und unerwartete Wendung. Natürlich konnte man erwarten, dass alles nur ein Traum war; aber das war kein Problem, da ich den Traum mit einem witzigen Ende verbinden konnte.

Ich habe mir schon immer gewünscht, die Geschichte der Familie Duck zu erweitern. Zu diesem Thema habe ich ein paar Stories geschrieben. Aber sie wurden von Egmont abgelehnt, da ich sie 1991-92 einreichte, also erst nachdem Don Rosa bereits seinen Plan für die Geschichten-Reihe über Onkel Dagoberts Leben entworfen hatte. Bevor ich von Dons Plänen wusste, habe ich eine Onkel-Dagobert-Story geschrieben, die in einer Rückblende zeigt, wie er Schottland verlässt, um sein Glück in Amerika zu suchen. Ich habe auch eine 30-seitige Geschichte geschrieben, in der Dagobert und die Ducks nach Schottland zurückkehren: Sie wollen das Land und das Schloss seiner Ahnen davor schützen, dass sie in betrügerischer Absicht von den McWhiskers beansprucht und beschlagnahmt werden, also von den Nachbarn, mit denen die McDucks seit langer Zeit verfeindet sind. In der Geschichte verkleidete sich das Familienoberhaupt der McWhiskers als Geist, um die Ducks zu verjagen.

Auch plane ich, Geschichten über die Rivalität zwischen Gustav und Donald zu schreiben, in denen Gustav tatsächlich verliert (in gewisser Weise). Ich kann diese immer gleiche, alte Geschichte nicht mehr sehen, in der Gustavs magisches Glück Donald immer besiegt. Mir gefielen einige der ersten Barks-Geschichten, in denen er als Rivale um Daisys Hand auftritt und in denen sein Glück nicht einmal eine Rolle spielte. Ich mochte ihn als faulen, trägen und raffinierten Schwindler, der es nicht so genau nahm. Es ist eine Schande, dass man diesen Charakter nicht verwenden kann, da sein großes Glück all diese Eigenschaften bedeutungslos werden lässt.

Ich habe auch einige andere Quellen für Ideen, unter anderem neue Erfindungen und Fortschritte in der Wissenschaft und die Literatur. Ich könnte möglicherweise Handlungsstränge oder Themen aus klassischen Werken von Dickens oder Poe verwenden, oder aus dem Bereich der Sciene Fiction, aus äsops Fabeln, Grimms Märchen, aus der Mythologie, aus den überlieferten Geschichten vieler Nationen, aus Mystery-Romanen oder sogar aus dem alten Testament. Es gibt keine wirklich neuen Ideen oder Geschichten, nur neue Technologien und äußerlich veränderte Rahmen. Die Autoren ändern nur das äußere Erscheinungsbild der Situationen, indem sie die Aufmachung ändern. Je nachdem wie gut man das macht, wird der Leser zufrieden sein.

Anfangs hast du teilzeit für Egmont gearbeitet, sind die anderen wie z.B. Don Rosa, Flemming Andersen etc. denn fest angestellt?

Ich habe nur als freiberuflicher Autor/Zeichner für Egmont und VNU gearbeitet. Das ist der Status, in dem fast alle Autoren und Zeichner angestellt sind, die zu den Disney-Comic-Geschichten beitragen. Wir werden nach der Anzahl der verwendeten Seiten bezahlt. Es gibt ein paar Zeichner, die als ständige Vollzeit-Angestellte für diese Firmen arbeiten, sie werden aber in erster Linie als Redakteure für die künstlerischen Aspekte eingestellt. Es kann sein, dass sie ein paar Geschichten zeichnen, ihre eigentliche Hauptaufgabe besteht aber darin, die Arbeiten der Geschichten-Zeichner zu verbessern, Titelbilder zu zeichnen und Werbung zu machen. Die Redakteure für die erzählerischen Aspekte können eventuell auch ein paar Geschichten schreiben, wenn es ihre Zeit erlaubt, oder in ihrer Freizeit. Ich glaube, das ist bei Chefredakteur Byron Erickson und anderen Redakteuren wie David Gerstein und Flemming Andersen der Fall. Flemming Andersen zeichnet auch Geschichten für die Taschenbücher. Zur Zeit ist Eddie van Schuijlenburg der Chef-Redakteur im künstlerischen Bereich bei VNU, und Michel Nadorp ist ebenfalls ein Redakteur in diesem Bereich. Ich bin mir nicht sicher, in welchem Verhältnis Daan Jippes jetzt zu VNU steht, seitdem er zurück nach Holland gezogen ist. Ab Mitte der 70er bis Anfang der 80er arbeitete er dort als fest angestellter künstlerischer Direktor, und schrieb und zeichnete während dieser Zeit auch viele Geschichten und Titelbilder.

In der Vergangenheit haben Nadorp und van Schuijlenburg ebenfalls viele komplette Geschichten für VNU gezeichnet. Thom Roep ist der Chef-Redakteur. Ich denke nicht, dass er noch irgend welche Geschichten schreibt. Früher hat er "Dauwe Dabbert" geschrieben, eine Nicht-Disney-Serie, die im holländischen Donald Duck erschien. Frans Haaselaar ist jetzt der Chef-Redakteur für erzählerische Fragen bei VNU. Ich weiß nicht, ob er noch neue Geschichten schreibt (oder nur die Geschichten der anderen Autoren bearbeitet).

Während der 70er Jahre, als der Egmont-Verlag mit seiner eigenen Produktion begann, wurden einjährige Verträge mit einem großen, spanischen Zeichenstudio geschlossen, das alle Egmont-Geschichten zeichnen sollte. (Das Zeichenstudio fungierte als Verrechnungsstelle für viele unabhängige, freiberufliche Zeichner.) Viele dieser Zeichner leben in Spanien, einige aber auch in Argentinien und Chile, wie Vicars Gruppe. Bei Egmont wird dieses Studio immer noch mit dem Großteil der Produktion beauftragt, auch wenn man neben dem dänischen Verlagsmitarbeiter Flemming Andersen einzelne unabhängige Freiberufler hinzugenommen hat: Don Rosa aus den USA, William van Horn aus Kanada und Marco Rota aus Italien. Fürs Geschichten-Schreiben hat man auch unabhängige, freiberufliche Comedy-Autoren aus England angeworben. Obgleich immer noch einige dieser Autoren eingesetzt werden, wurde seitdem ein großer Teil der Produktion durch die Produktion der Freiberufler aus den USA ersetzt, die einst für Gladstone und/oder die US Disney-Comics geschrieben haben.

Es wurde auch eine dänische Gruppe gestartet. Die meisten Zeichner und Autoren aus übersee schicken ihre Arbeit mit der Post oder per Fax zu ihren dänischen und spanischen Redakteuren, und stehen per Telefon und e-Mail mit ihnen in Verbindung. Das gleiche Prinzip trifft auf die meisten Autoren und Zeichner zu, die außerhalb der Niederlande leben und für VNU arbeiten. Die freiberuflichen Zeichner und Autoren, die im Inland leben, kommunizieren hauptsächlich mit denselben Mitteln. Sie können sich aber auch regelmäßig mit ihren Redakteuren in deren Büros treffen, um über entscheidende Punkte in den Geschichten zu reden. So habe ich es von 1988 bis 1994 gemacht, als ich in Dänemark und Holland lebte.

Du arbeitets neben deinen Stories auch in der Filmanimationsbranche. Würdest du dich, wenn du dich entscheiden müsstest, eher dem Comicbereich oder der Anmationsbranche zuwenden?

Verglichen mit der Animation wird meine gro ße Liebe immer der Comic-Kunst gelten. Die Art Geschichten, die ich schreiben will, hat viel mehr Tiefe und umfasst eine viel größere Zeitspanne als man in den meisten kommerziellen Cartoon-Filmen zeigen kann. Animierte Kurzfilme, Fernsehepisoden und die meisten abendfüllenden Zeichentrickfilme zeigen zumeist zusammenhängende Handlungen, die nur kurze Zeitperioden umfassen. Ich bevorzuge die Storyboard-ähnliche Art der Handlung in Comics, bei der jedes einzelne Panel ein wichtiges Element der Geschichte zeigen muss. Ich mag die Herausforderung, sehr ökonomisch mit dem Platz umgehen zu müssen, und dass jeder Pinselstrich extrem wichtig ist. Es waren eher die unbewegten als die bewegten Zeichnungen, die mich zuerst beeindruckten. Vielleicht ist das so, weil sie viel mehr Vorstellungsvermögen und Kreativität auf der Seite der Leser verlangen; und dadurch eine aktivere Beteiligung der Leser an ihrer Unterhaltung.

In der Animationsbranche "fremd zu gehen" ist für viele leidenschaftliche Comic-Zeichner ein notwendiges übel, um immer etwas zu essen auf dem Tisch zu haben, und um ihr "Hobby" zu unterstützen, nämlich Comics zu machen. So kann man auch für einen komfortablen Ruhestand sorgen. Insgesamt ist es viel einfacher, viel mehr Geld zu machen, indem man in der Animationsbranche und nicht an Comics arbeitet. In der Animation gibt es viel mehr Jobs mit weit höherer Bezahlung.

Wenn für mich alles perfekt liefe, würde ich hauptberuflich ausschließlich Geschichten mit den Ducks schreiben, zeichnen und tuschen. Realistisch gesehen ist es jedoch für mich besser, immer ein wenig mit der Animationsbranche in Verbindung zu bleiben, um ab und zu viel Geld für relativ wenig Arbeit in kürzerer Zeit zu verdienen. Außerdem ist die Zukunft von starrer, flacher, gedruckter Comic-Kunst unsicher angesichts der Zunahme von per Computer/Internet animiert erzählten Geschichten. Das Lesen von Büchern im Allgemeinen und auch von Comics befindet sich in großem Verfall. Der rasche Aufstieg der Computer-Technologie zum Hauptlieferanten von Informationen wird den Markt für gedruckte Comics nur noch verschlechtern. Ich habe so meine Zweifel, ob sich viele zukünftige potentielle Comic-Leser flache, starre Zeichnungen auf einer Internetseite ansehen wollen, wenn sie sich stattdessen eine animierte Version anschauen können. Letztendlich werden wahrscheinlich die meisten Comic-Zeichner in der Animationsbranche arbeiten müssen.

Außerdem arbeitest du auch mit einem deutschen Zeichner, Jan Gulbransson zusammen und schreibst mit ihm auch Geschichten. Jan ist in Deutschland nicht allen bekannt. Glaubst du, das ändert sich, wenn man ihm z.B. eine Alben-Serie widmen wird?

Jan Gulbransson ist ein toller Zeichner. Es ist bedauerlich, dass er bei den jungen Comic-Lesern in seinem eigenem Land nicht so bekannt ist. Das liegt an der Politik des Ehapa Verlages, bis vor wenigen Jahren die Namen seiner Künstler nicht abzudrucken.

Er hat schon immer neben seinen Comics in der Animationsbranche gearbeitet und er illustriert auch Bücher. Er arbeitet auch an seinem eigenen Comic-Strip "Willi Wurm". In den letzten Jahren hat er sich auf seine Arbeit außerhalb der Comics konzentriert. Ich glaube nicht, dass er diese Mischung in den nächsten paar Jahren ändern wird. Er hat aber an genügend Geschichten mit den Disney-Enten gearbeitet, um damit ungefähr 18-20 Alben zu füllen. Also wäre eine Alben-Reihe möglich. Ehapa hat bereits ein paar Alben mit mehr als 40 Seiten von ihm veröffentlicht: Das älteste Auto der Welt (Disney-Autoalbum #3) und Der Tiger von Bengalen (Die tollsten Geschichten von Donald Duck Sonderheft #159). Außerdem haben sie sich in drei "Donald Duck Sonderheft"-Ausgaben mit seiner Arbeit beschäftigt: Nr. 159, 160 & 162, in diesen Heften wurde ich ebenfalls erwähnt. Falls Ehapa für ihn als "den einzigen produktiven deutschen Disney-Comic-Zeichner" werben würde, könnte das meiner Meinung nach den Verkauf einer solchen Serie ankurbeln. Sollte Ehapa eine Alben-Reihe mit Jans Arbeiten veröffentlichen, würden sie vermutlich nur seine besten, die neueren, Geschichten nehmen und sie in nur wenigen Alben zusammenfassen. Ich hoffe aber, dass sie zumindest das tun. Das sollte ihn bekannter machen.

Barks, dein Idol, wird in einem Jahr 100...

Ja, ich verdanke Carl Barks sehr viel. Neben vieler schöner Unterhaltung verdanke ich ihm zumindest teilweise meine beiden wichtigsten Berufe und die Erfüllung meines Lebens in meiner gewählten Berufung. Seine wundervollen Geschichten haben mir und vielen, vielen jungen Lesern in der ganzen Welt viele schöne Stunden beschert, haben uns Moral gelehrt, Interesse an Wissenschaft, Geschichte und Geographie geweckt, und uns viel über die menschliche Natur beigebracht. Das schönste Gefühl in meinem Leben war die Möglichkeit, anderen durch meine Geschichten und Zeichnungen nur ein klein wenig von der Freude zurück zu geben, die seine Arbeit mir gemacht hat. Seine Geschichten spornten das Interesse in mir an, in der Welt umherzureisen und dafür zu arbeiten die Umwelt zu schützen; das führte zu meinem ersten Beruf. Und das Gefühl, das sie mir gaben, führte direkt zu meinem zweiten Beruf. Ich bin sehr dankbar, ihn in den letzten 35 Jahren gekannt zu haben und dass es mir möglich war, ihm persönlich zu danken und ihn wissen zu lassen, was für Auswirkungen er auf das Leben so vieler Menschen hatte. Ich hoffe, die Disney Company wird seinen großen Beitrag zu vier Generationen von Fans anerkennen, indem sie ihn ehren und ihn in der amerikanischen Öffentlichkeit bekannter machen.


Das Interview führte im März 2000 und übersetzte Alex Görig. Sven-Oliver Troschke hat Korrektur gelesen.

Letzte Änderung: 04.10.2007